Menschen mit Behinderung als aktive Künstler*innen und Vermittler*innen
Museumsbesucher*innen als Teilnehmende der inklusiven Führungen
Ort
Altonaer Museum, Hamburg
Projektzeitraum
Seit 2021, aktuell verlängert bis 2027
Für uns bedeutet Inklusion weit mehr als bauliche Barrierefreiheit. Inklusion heißt, dass alle Menschen – mit und ohne Behinderung – selbstverständlicher Teil des Museums sind, aktiv mitgestalten und ihre Perspektiven sichtbar machen können. Unsere Vision ist ein Museum, das als Ort der Vielfalt verstanden wird und in dem Menschen auf Augenhöhe miteinander in Austausch treten. Für die Gesellschaft ist es wichtig, dass Museen inklusiv agieren, weil sie so zu mehr Teilhabe, Demokratie und Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen beitragen.
Kunst & Quer – Künstler*innen mit Behinderung gestalten das Museum
Mit Kunst & Quer schaffen wir eine Plattform, auf der Künstler*innen mit Behinderung als Expert*innenauftreten, eigene Werke zu Museumsobjekten entwickeln und diese in Führungen präsentieren. Ziel ist es, ihre künstlerischen Stimmen sichtbar zu machen, stereotype Zuschreibungen zu durchbrechen und Museen inklusiver zu gestalten.
Was sind unsere Ziele?
Unsere Ziele liegen sowohl in der Sichtbarkeit nach außen als auch in der Veränderung nach innen:
Gesellschaftliche Ziele:
Besucher*innen sehen Künstler*innen mit Behinderung als selbstverständliche Kulturschaffende.
Künstler*innen erleben Selbstwirksamkeit und Anerkennung.
Die Wahrnehmung von Inklusion verschiebt sich: nicht als „Sonderprojekt“, sondern als fester Bestandteil des Museums.
Langfristig streben wir eine dauerhafte Verankerung inklusiver Formate in der Museumsarbeit an.
Institutionelle Ziele – Wirkung nach innen:
Künstler*innen als Teil des Museums: Sie sind nicht Gäste oder externe Partner*innen, sondern werden zu Mitgestaltenden des Museumsbetriebs. Damit verändern sie Strukturen, bringen neue Perspektiven ein und erweitern das Museumskonzept nachhaltig.
Doppelte Kuratierung & neue Wissensproduktion: Indem Künstler*innen Museumsobjekte auswählen und ihnen ihre eigenen Werke gegenüberstellen, entsteht ein neues kuratorisches Prinzip. Anstelle reiner Faktenvermittlung treten Hypothesen, Deutungen sowie performative und sinnliche Erfahrungen. Dadurch wird das Museum stärker als Erfahrungsraum verstanden
Was verändert sich für die Zielgruppe?
Besucher*innen: Sie erweitern ihr Verständnis von Kunst und Inklusion, erleben Führungen als performative Situationen und werden sinnlich, emotional und intellektuell angeregt. Irritation und Ambivalenz wirken dabei als produktive Impulse zur Reflexion. Sie treten stärker in Dialog mit Künstler*innen.
Künstler*innen: Sie erfahren Wertschätzung, Anerkennung und neue berufliche Möglichkeiten. Sie fühlen sich als Teil des Museums und entwickeln Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit.
Guides und Team: Die Zusammenarbeit mit Künstler*innen verändert Rollenmuster. Guides lernen, Führungen gemeinsam zu entwickeln und stärker als Moderator*innen aufzutreten. Das führt zu einer offeneren, flexibleren Teamkultur
Was sind unsere Maßnahmen?
Unsere Maßnahmen verbinden organisatorische Strukturen mit künstlerisch-methodischen Ansätzen:
Regelmäßige Arbeitstreffen: Wöchentliche Proben und gemeinsame Vorbereitung im Museum.
Kooperative Entwicklung: Künstler*innen und Guides erarbeiten gemeinsam Rundgänge und Methoden.
Öffentliche Formate: Monatliche Führungen (jeden 1. Sonntag im Monat) sowie Sonderformate wie die Lange Nacht der Museen oder Gruppenbuchungen.
Öffentlichkeitsarbeit: Sichtbarkeit durch Social Media, Flyer und Pressearbeit.
Methodische Vertiefung:
Doppelte Kuratierung: Künstler*innen wählen Museumsobjekte aus und stellen eigene Werke als Gegenüber.
Performance als Methode: Kunst wird bewusst als Vermittlungsform eingesetzt – mit Körper, Sinneserfahrungen und Interaktion. Jede Führung wird so zu einem neuen Kunstwerk.
Kooperative Führungen: Künstler*innen und Guides gestalten die Formate im Tandem, wodurch Co-Kreation praktisch erlebbar wird.
Wie wird das sichtbar?
Damit wird Inklusion nicht als Sonderveranstaltung sichtbar, sondern als Haltung, die das gesamte Museum prägt.
Regelmäßige Präsenz: Künstler*innen arbeiten kontinuierlich im Museum, sind bei Führungen und Proben sichtbar und prägen so den Alltag im Haus.
Offizielle Programme: Die Führungen stehen auf der Website und im Programm.
Veränderte Praxis: Die neue Rolle der Guides – als Partnerinnen der Künstlerinnen – wird für Besucher*innen direkt erfahrbar.
Interaktive Führungen: Jede Führung wird zu einer performativen Situation, die spürbar macht, dass Inklusion nicht ein Projekt ist, sondern eine Haltung des Museums.
Barrierefreie Kommunikation: z. B. einfache Sprache, taktile Elemente.
Wie messen wir die Wirkung?
Evaluation durch Hypothesenbildung Die Künstler*innen formulieren eigene Hypothesen über die Wirkung ihrer Führungen und künstlerischen Interventionen. Diese Hypothesen können in offenen Gesprächsrunden, Workshops oder in künstlerischen Formaten (z. B. Zeichnungen, kurze Texte, Audioaufnahmen) entstehen. Ziel ist es, den Künstler*innen eine Reflexion in wertschätzender, kreativer und selbstbestimmter Form zu ermöglichen.Beispiele für Hypothesen-Formulierungen:
Publikumswirkung: „Es könnte sein, dass Besucher*innen besonders aufmerksam sind, wenn ich meine Kunst direkt neben dem Museumsobjekt präsentiere.“
Sinnliche Zugänge: „Es könnte sein, dass Musik oder Geräusche die Besucher*innen mehr berühren als Worte.“
Interaktion & Performance: „Es könnte sein, dass die Wirkung meiner Führung größer ist, wenn ich die Besucher*innen direkt anspreche.“
Künstlerische Perspektive: „Es könnte sein, dass meine Führung stärker wirkt, wenn ich erzähle, warum ich dieses Museumsobjekt ausgewählt habe.“
Wirkung auf mich selbst / nach innen: „Es könnte sein, dass ich mich stärker als Teil des Museums fühle, wenn ich regelmäßig im Haus arbeite und führe.“
Weitere Instrumente:
Dokumentation auf Social Media & Website
Presseberichte und Kooperationen mit anderen Museen
Besucher*innenbefragungen und Feedbackbögen (perspektivisch: qualitative Interviews, Beobachtung, kurze Impulsfragen nach Führungen)